Wir sind gefragt worden, warum wir im Kastenwagen die Einzelsitzbanklösung präferieren. Eigentlich gibt es mehrere Gründe, diese etwa 1200-1500 Euro teure Option zu wählen. Eine Option, die leider bei weiten noch nicht bei jedem Hersteller zur Verfügung steht. Ob man einen Mehrwert erhält, muss jeder Käufer schlussendlich für sich selber klären, wir versuchen euch nachstehend einmal die Vorteile für Familien bzw. vier Reisende aufzuzeigen.
Vorab aber ein paar Dinge zur Rücksitzbank im Kastenwagen. Richtig ist, dass die meisten Anbieter von Reisemobilen auf Basis von Kastenwagen keine 90° Winkel Holzkonstruktion mit etwas bezogenen Schaumstoff und Gurtblock mehr anbieten. Das ist insgesamt erfreulich. Vom Prinzip her verwendeten die Fahrzeughersteller lange schlichtweg ein Gurtgestell, ergänzt um ein paar Holzbretter und Schaumstoff. Dank einer neuen EU Norm aus dem Jahr 2014 hat sich hier einiges getan. Die meisten Rückbänke haben inzwischen einen gewissen Seitenhalt und bestehen aus Formschaumteilen. So, dass der Winkel zwischen Sitzfläche und Rückenlehne eben nicht mehr die genannten unbequemen 90° beträgt.
Diese Konstruktionen waren unserer Auffassung nach eher Notsitze denn Sitzgelegenheiten für lange Strecken, auch wenn diese entsprechend der allgemeinen Betriebserlaubnis als vollwertige Sitze gelten. Rücken- und Haltungsförderlich waren diese Rücksitzbänke nicht. Solange das Reisemobil auf Basis des Kastenwagens nur mit zwei Betten ausgerüstet war, spielte dies insgesamt keine große Rolle. Die beiden Reisenden haben die Fahrstrecken in der Regel auf den Sitzen im Fahrerhaus zugebracht. Die Rücksitzbank wurde daher selten im Fahrbetrieb genutzt.
Bei Campingbussen und Kastenwagen mit vier Schlafgelegenheiten sieht das dagegen anders aus. In Freizeitmobilen wie Ford Nugget oder Volkswagen California steht den Nutzern schon lange eine vernünftige und verhältnismäßige bequeme Rücksitzbank zur Verfügung. Diese Fahrzeuge werden allerdings in der Regel auch im Alltag genutzt. Häufig auch als Familienfahrzeug. Keiner der Käufer hätte eine Rücksitzbanklösung wie in Reisemobilen auf Kastenwagenbasis akzeptiert und daher wurde von Seiten der Hersteller bereits auf einen gewissen Sitz- und Nutzungskomfort wert gelegt. Darüber hinaus ist Isofix in den Freizeitmobilen in der Regel serienmäßig vorhanden.
Ein Komfort, worauf Nutzer von Kastenwagen (von wenigen Ausnahmen abgesehen) leider lange verzichten mussten. Was für zwei Personen völlig in Ordnung war, hat bei vier Personen seinen Nutzungswert nachhaltig verfehlt. So mussten die Fondpassagiere eben auf diesen meist recht schmalen und unbequemen Rücksitzbänken Platz nehmen. Wenn man nun bedenkt, dass mit einem Reisemobil in der Regel lange Strecken zurückgelegt werden und man zweitweise drin wohnt, so war es schon anmaßend und grenzwertig, was dem Käufer hier geboten wurde. Auch war es auf einer solchen Rücksitzbank nur schwerlich möglich zwei Kindersitze nebeneinander zu montieren. Viele von euch werden wissen, was wir meinen.
So gesehen sind die serienmäßigen Rückbänke der neueren Generation tatsächlich schon ein Schritt in die richtige Richtung. Zwischenzeitlich gibt es bei einigen Herstellern auch Lösungen, bei denen sich die serienmäßige Sitzbank im Fahrbetrieb in Richtung des Küchenblocks verbreitern lässt. Auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung, zumal bei einigen Anbietern auch das bei Familien häufig gewünschte Isofix optional zur Verfügung steht. So lassen sich dann auch zwei Kindersitze montieren oder ein wenig mehr Distanz zwischen den Fondpassagieren schaffen. Die Sitzfläche ist allerdings meistens nach wie vor verhältnismäßig eben, starr und weit vom Komfort einer PKW Rücksitzbank entfernt.
Hier spielt die Einzelsitzrückbank nun ihre Vorteile aus. Wer den Campingbus bzw. Kastenwagen häufig mit vier Personen nutzt, erhält mit dieser Option einen deutlichen Komfortgewinn. Die Einzelsitzbank lässt sich ebenfalls in Richtung des Küchenblocks erweitern. So entsteht zusätzlicher Platz zwischen den Fondpassagieren. Wenn ich an unsere zwei Rücksitzrabauken denke, so ist man über diesen zusätzlichen räumlichen Patzgewinn manchmal auch aus rein zwischenmenschlichen Aspekten recht dankbar. Dank der durch entsprechende Formteile körperangepassten Sitzpolster erhält man einen Sitzkomfort, der dem in einen PKW sehr nahe kommt.
Die Position der Kindersitze ist außerdem weniger senkrecht, sondern wie im PKW leicht geneigt, wodurch Kinderkörper und Kinderköpfe bei einem Nickerchen weniger stark dazu neigen nach vorne zu kippen. Darüber hinaus erhält man die Einzelsitzbank in der Regel inklusive Isofix, was die Montage der Kindersitze und die Sicherheit deutlich erhöht.
Ältere Passagiere (also größere Kinder oder Erwachsene) erhalten durch die ergonomisch geformten Sitzpolstern auch auf längsten Strecken besten Sitzkomfort und hervorragenden Seitenhalt. Die Fondpassagiere sind mit den Einzelsitzen getrennt voneinander absolut flexible, was die Sitzposition anbelangt. So lassen sich die beiden Einzelsitze getrennt voneinander auch nach vorne und hinten verstellen. Bei einigen Fahrzeugherstellern ist zudem möglich, die Rücksitzlehne der Einzelsitze auch geringfügig zu neigen.
Nicht verschweigen wollen wir euch aber auch die Nachteile. So besteht meistens keine Möglichkeit mehr, aus der Rücksitzbank ein zusätzliches Bett zu bauen. Wir sehen dies allerdings als geringfügigen Nachteil an, da in der Regel in einem familienfreundlichen Kastenwagen vier Sitzplätze auf vier Schlafplätze kommen.
Für uns ist die Einzelsitzbanklösung aus den genannten Gründen eine sehr sinnvolle Option für Familien. Wie die Eltern im Fahrerhaus erhalten durch die Einzelsitze auch die Kinder auf der Rücksitzbank eine komfortable Möglichkeit lange Strecken entspannt zurück zu legen. Uns persönlich ist das sehr wichtig, dass auch unsere Kinder wirklich komfortabel und sicher sitzen. Unserer Auffassung nach erhält man diese Möglichkeit im Kastenwagen aktuell nur mit der Einzelsitzbank, auch wenn sich bei den serienmäßigen Rücksitzbänken viel getan hat. Luft nach oben ist da noch immer deutlich vorhanden. Man kauft also mit der Option „Einzelsitz im Fond“ nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch einen deutlichen Komfortgewinn ein. Schade ist an dieser Stelle erwähnen zu müssen, dass diese Option bei weiten nicht bei allen Herstellern als Sonderzubehör zur Verfügung steht.
Zusammengefasst:
- Seitlich verstellbar, so mehr Raum zwischen den Fondpassagieren
- Zweimal Isofix und dadurch zusätzlicher Sicherheitsgewinn
- Mehr Komfort durch ergonomisch geformten Sitzpolster
- hervorragender Seitenhalt für beide Fondpassagiere
- beide Sitze getrennt voneinander nach vorn / hinten verstellbar
- geringfügig neigbar
- Schlafende Kinder neigen weniger dazu nach vorne zu kippen
Wer stellt diese Bänke her? Ein solcher Komponentenhersteller ist die Firma Aguti, welcher an viele der Fahrzeughersteller Gurtblöcke und Sitzbänke liefert. Nachrüstbar ist die Rücksitzbank nach unseren Recherchen nicht, sondern muss zwingen bei einem Neufahrzeug mit geordert werden. Mehr Informationen zu der Rücksitzbank mit Einzelsitzen könnt ihr hier bei Aguti auf der Internetseite erhalten:
Bei den Herstellen hat die Rücksitzbank mit Einzelsitzen verschiedene Bezeichnungen, beispielsweise Aguti Sitzbank, Komfortbank oder Supersitzbank. Hersteller, die die Einzelsitzbank aktuell als Option im Programm haben sind beispielsweise: Knaus, Weinsberg, Pössl, Clever Van, Globecar, Malibu und Van Tourer. Wir hoffen, es kommen in nächster Zeit noch viele dazu.
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