Mit dem James Cook sind wir mit Familie im Juni/Juli 2016 für neun Tage im Norden Deutschlands unterwegs gewesen. Baujahr des von uns gefahrenen Modells war 2008, nach der Modellpflege und entsprach damit der dritten Generation. Der Kilometerstand des Mietmodells stand zum Zeitpunkt der Anmietung ungefähr bei 140.000 km.

Fahrspaß:

Das von uns gefahrene Fahrzeug verfügte über einen 180PS Motor und Automatikgetriebe. Mit dieser Motorisierung waren wir sehr flüssig unterwegs und der James Cook hat tatsächlich Fahreigenschaften, die einem PKW sehr nah kommen. Mit dem großem Motor beschleunigte das Fahrzeug tatsächlich derart gut, so das manch ein anderer Autofahrer sicherlich etwas dumm geschaut  hat, wenn das Fahrzeug auf der Landstraße / Autobahn einen Satz nach vorne gemacht hat. Man hatte tatsächlich nie das Gefühl, einen schweren Transporter zu bewegen so  agil waren wir unterwegs. Das Fahrzeug ist sehr gut gefedert, liegt gut auf der Straße und neigt deutlich weniger zur Windanfälligkeit als vor der Tour angenommen.

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Das Fahrzeug ist problemlos für höherer Geschwindigkeiten geeignet und 140-160km/h als Reisegeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen durchaus realistisch. Im Ausland spielt das allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Wir waren im Schnitt mit 130-140km/h gemütlich am Rollen. Bei der Geschwindigkeit kann man sich im Fahrzeug sehr gut unterhalten und die Außen-/Motorgeräusche halten sich in Grenzen. Erschreckenderweise kamen wir trotzdem auf einen Durchschnittsverbrauch von knapp 14 Litern auf 100km. Dabei war hatten wir nicht das Gefühl, das Fahrzeug übermäßig zu quälen.

Qualität des Ausbaus:

Der Westfalia Ausbau ist sehr hochwertig und eigentlich an vielen Stellen auch sehr durchdacht, dafür wurden andere Aspekte jedoch völlig vernachlässigt. Dazu später mehr.

Dafür dass das Fahrzeug bereits acht Jahre auf dem Buckel hatte und sehr viel Zeit im Mietvertrieb gefahren ist, war das Fahrzeug vom reinen technischen Aspekt (den Ausbau betreffend) in einem sehr guten Zustand. Alle Türen, Klappen schlossen nach wie vor einwandfrei. Im Fahrbetrieb klapperte auch nach acht Jahren nichts. Kleinere Schäden (gebrochenes Plastik und ähnliches) waren vorhanden, aber die waren sehr offensichtlich auf unsachgemäße Nutzung anderer Mieter zurück zu führen.

Wert wurde bei Westfalia auf eine gut nutzbare Küche gelegt. Hier ist wirklich viel Platz zum Kochen und Vorbereiten vorhanden. Im Küchenblock findet hinten an der Hecktüre zudem problemlos eine Mikrowelle Platz, die einem aber nur bei 230V nützlich ist und ansonsten Platz raubt. Mit Kleinkind war das vorhandene Gerät allerdings ganz praktisch. Das Bad ist sehr funktional und aufgrund des hohen Anteils von Kunststoff sehr leicht zu pflegen. Kein Duschvorhang, kein Holz oder Laminat, das zu schützen wäre. Wir haben die Dusche auf unserem kurzen Trip nicht genutzt, sondern die sanitären Anlagen auf dem Campingplatz zurückgegriffen. Von daher können wir über die Praktikabilität keine Aussage treffen.

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Mit vier Personen bekamen wir allerdings schon bei nur neun Tagen Reisezeit ein Problem, alle unsere Sachen vernünftig zu verstauen. Dabei haben wir nicht einmal übermäßig viel eingepackt. Staumöglichkeiten sind im James Cook insgesamt sehr rar. So gibt es hinter dem Bad einen Kleiderschrank mit Kleiderstange. Das Fach ist recht groß aber wenn man Kleidung für die ganze Familie unterbringen muss, einfach nur unpraktisch. Hier wären insbesondere bei mehr  wie zwei Personen Schrankböden deutlich praktischer gewesen. So wurden von uns nahezu im gesamten Heckbereich des Fahrzeugs irgendwo noch Kleidungsstücke untergebracht. Im täglichen Betrieb bewies sich das als schlichtweg problematisch und suchanfällig. Auch fiel beim Öffnen der Schranktüre der Kleiderhafen – mangels möglicher Fixierung – das ein oder andere Mal einfach komplett aus dem Schrank heraus.

Dreckwäsche haben wir einen klassischen IKEA Beutel verwendet und während der neun Tage mehrfach einen anderen Ort gesucht. Zum Schluss stand diese mehr oder minder im Durchgang, ebenfalls mangels Alternative.

Auch für Campingstühle und ähnliches ist nur ein sehr überschaubarer Stauraum im Heck vorhanden. Dieser ist mit zwei Campingstühlen, Tisch, Kabeltrommel und einem Kinderwagen in Form eines kompakten Buggys schon nahezu überfüllt. Wehe man fährt in den Süden und würde gerne noch eine oder zwei Kisten Wein kaufen… es scheitert schlichtweg an der Verstaumöglichkeit.

Negativ fällt zudem auf, dass für jede Leerung der Kassettentoilette fast der komplette Stauraum im Heck ausgeräumt werden muss. Das empfinden wir nicht mehr als zeitgemäß. Es raubt schlichtweg Urlaubszeit und jedes Mal aufs Neue eine Art James Cook Tetris.

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Sitzgruppe:

Überragend ist dafür die Sitzgruppe. Der Tisch ist kompakt und es gibt für eben diesen einen praktischen Platz zum Verstauen, leicht zugänglich unter dem Bett im Hochdach. Die Sitzgruppe ist breit genug für zwei Kindersitze und zwischen diesen ist noch etwa 6-8cm Platz. Kinder können diesen Zwischenraum durchaus zum Verstauen von Kleinigkeiten nutzen. Ebenso praktisch sind die Ablagen an der Fensterseite. Unser Großer hat sich sehr gefreut, hier jede Menge Kleinigkeiten unterbringen zu können.

Ungewöhnlich für Baujahr und Kastenwagen, der James Cook verfügt über zweimal Isofix, mit denen die Kindersitze problemlos und schnell befestigt werden konnten. Da man die Sitze täglich montieren und demontieren muss, erleichtert dies das tägliche Leben im James Cook ungemein.

Schlafen:

Der James Cook verfügt über vier Schlafplätze, zwei im Hochdach, zwei auf der umklappbaren Sitzgruppe. Das Bett im Hochdach ist mit 220cm x 140cm Liegefläche äußerst großzügig dimensioniert. Auch das zweite Bett ist mit 200cm x 130cm noch größer als in vielen aktuellen Neukastenwagen auf Fiat Basis. Wie der Schlafkomfort im Neuwagen war, können wir nicht beurteilen. Nach acht Jahren war dieser jedoch nicht mehr der Allerbeste, zumindest unter dem Dach. Hier habe ich (90kg) mit unserem Großen doch recht hart genächtigt und das nach fünf Tagen auch richtig zu spüren bekommen. Es ging auf Knochen und Rücken. Meine Frau und die Kleine haben auf der Rücksitzbank dagegen recht gut geschlafen. Beide Betten sind recht schnell und unkompliziert aufbaubar. Auf dem oberen abgebauten Bett gibt es zudem die Möglichkeit das Bettzeug im Tagesbetrieb zu verstauen.

Technik:

Das Fahrzeug hat nur eine kleine Gaskartusche an Bord, was wir sehr begrüßen. Ansonsten verfügt das Fahrzeug über eine Dieselheizung für Wasser und Warmluft. Ein nicht zu unterschätzender Komfortgewinn. So muss man keine großen Gasflaschen unterbringen und eigentlich hätte man auch zusätzlichen Platz. Wohin allerdings der zusätzliche Stauraum gegangen ist, war uns ein kleines Rätsel.

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Fazit:

Das Fahrzeug ist nur bedingt familientauglich, man fühlt sich sehr schnell beengt, auch wenn das Fahrzeug über Schlafmöglichkeiten für vier Personen verfügt. Die logistische Meisterleistung, die man als Familie jeden Abend vollbringen muss, ist enorm. So hat man im Fahrzeug die Problematik, die Kindersitze für die Nacht vernünftig weg packen zu müssen. Die Kindersitze mussten wir zudem aufgrund der bauartbedingten Sperrigkeit stapeln. Dies haben wir jeden Abend im Durchgang an der Hecktüre realisiert. Zunächst den Sitz der Kleinen und darüber den Sitz des Großen. Anderweitig fand sich dafür kein Platz im Fahrzeug.

Direkt dahinter haben wir unsere kleine Tochter – auf dem Boden im Gang zwischen Küchenblock und Bad – „zwischengeparkt“, eben bis das die Rücksitzbank zum Bett umgebaut wurde. Denn das Bett baut man erst auf, wenn man wirklich schlafen will, denn ansonsten gibt es keine Sitzgelegenheit mehr im Fahrzeug. Da wir aufgrund des durchwachsenen Wetters auch abends noch auf die Sitzgelegenheiten angewiesen waren, war das die einzige praktikable Lösung. Wir konnten das Leben nicht nach draußen verlagern und die Kinder gehen in der Regel etwas vor den Eltern ins Bett. So gesehen sind der Grundriss und das Klappbett etwas suboptimal für Familien.

Modernere Grundrisse ziehen die Küche bis in die Schiebetür hinein. Hier ist beim James Cook dagegen der komplette Einstiegsbereich frei. Diese zusätzliche Freiheit im Einstiegsbereich der Schiebetür wird dafür mit einer größeren Rücksitzbank belohnt, die mit jedem PKW mithalten kann. Hier sehr vorbildlich schon das erwähnte Isofix für direkt zwei Kindersitze. Etwas, was selbst acht Jahre später bei Herstellern von Reisemobilen nicht im Ansatz selbstverständlich ist.

Der James Cook ist ein tolles Fahrzeug für zwei Personen und einen sportlich ambitionierten Fahrer. Eine gewisse Leidensfrequenz sollte man allerdings mitbringen. Die Staumöglichkeiten sind sehr begrenzt, die Ersatzteilversogrung wird meinen Recherchen nach bei einigen Baugruppen so langsam problematisch. Dagegen steht zudem der noch immer sehr hohe Preis, selbst für Gebrauchtfahrzeuge. Das von uns bewegte Fahrzeug würde aktuell etwa 40-45.000 Euro am Markt kosten. Eine Größenordnung, wo man sich beim Fiat Ducato nahezu im Preisbereich eines Neuwagen bewegt. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Bewertung:

Tolles Fahrzeug, hochwertiger Ausbau, aufwendige Bordtechnik, tolle + bequeme Rückbank mit Isofix, hoher Fahrkomfort aber wenig Stauraum und damit für Familien mit zwei kleinen Kindern nicht die erste Wahl. Hoher Gebrauchtwagenpreis. Schwierige Ersatzteilversorgung.

Von mir leider nur 5 von 10 Punkten.

Downloads:

Video:

Bei youtube findet sich ein recht gutes Video vom James Cook:

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