Kennt ihr diese Schrecksekunde? Kurz umgedreht und schon ist das Kind nicht mehr da? Meistens ist es ein Fehlalarm und man hat das Kind innerhalb von Sekunden wieder auf dem Schirm. Was aber wenn nicht? Darüber will man gar nicht nachdenken.

Wir haben da für uns einige Strategien entwickelt um das möglichst schon im Vorfeld zu vermeiden. Unser Ideen sind vielleicht nicht des Weisheit letzter Schluss, aber unsere abgesprochene Vorgehensweise. Zum Glück waren wir noch nie wirklich in einer Situation, die sich nicht innerhalb von Sekunden klären lies. Bleibt zu hoffen, das wir das auch nie sein werden und wenn doch, wir uns in der Stresssituation an unser Strategien erinnern können.

Der Aktionsradius:

Im Grunde sollte man immer wissen, was die eigenen Kinder gerade machen und wo diese sind. Je nach Alter benötigen Kinder eine unterschiedlich hohe Aufmerksamkeit. Wirklich wichtig ist es deshalb, das eigene Kind richtig einzuschätzen und je nach Alter einen Aktionsradius zu definieren.

Unsere Kleine mit gerade einmal 18 Monaten lassen wir eigentlich grundsätzlich nicht aus den Augen. Einer von uns Eltern ist immer gerade Aufsichtsperson. Klare Absprachen gehören dazu, so dass man hier ggf. auch mal schnell wechselt und der andere die Verantwortung übernimmt.

Unserem fast sechsjährigen Sohn trauen wir logischerweise deutlich mehr zu. Der Große darf bereits auf dem Campingplatz herumlaufen, den dortigen Spielplatz besuchen und ähnliches. Solange er uns beweist, dass er dieses Vertrauen nicht missbraucht oder ausnutzt ist alles in Ordnung. Solange müssen wir Ihm bereits ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zugestehen.

Aktuell macht er das wirklich sehr gut, wir hoffen dass das auch so bleibt. Ansonsten muss man über seine kleine Freiheit nochmal ernsthaft diskutieren und Ihm die möglichen Konsequenzen klar aufzeigen. So ein Gespräch haben wir durchaus schon geführt. Der Große war sauer und ist beim Spaziergang einfach weggerannt. Da war er vier Jahre alt! Zwar nur einmal um einen Block von wenigen Häusern aber darum geht es nicht. Das kann man als Eltern schlichtweg nicht tolerieren. Dass das ein ernsthaftes Gespräch bedeutet hat, dürfte klar sein.

Inzwischen läuft er schon einmal die Woche von einem Termin knapp 300 Meter alleine nach Hause. Quasi einmal um die Ecke, allerdings ohne über eine Straße zu müssen. Für das Elternbauchgefühl manchmal schon ganz schön heftig harter Tobak, aber er ist halt Stolz wie Oskar! Aber eben eine gute Gelegenheit, dass er und auch wir Eltern das lernen. Ein definierter Weg zu einer definierten Zeit mit einer möglichen schnellen Reaktionszeit.

Was aber wenn wir in einer anderen Stadt oder einem anderen Land unterwegs sind? Auch hier müssen wir dem Großen eine gewisse Selbstständigkeit zugestehen. Dummerweise kann er sich in der Sprache des Landes nicht verständlich machen. Englisch kann er noch nicht und die wenigsten Menschen in anderen Ländern sprechen deutsch. Wenn wir mal von Österreich und der Schweiz absehen.

In der Regel machen wir das bei unserem Großen so: Kommen wir auf dem Campingplatz an, so schauen wir uns einfach einmal alles gemeinsam an. Sehen wir Probleme oder Gefahrenquellen, so sprechen wir offen darüber. Unser Großer bekommt so klar seinen Aktionsradius definiert. Bedeutet zum Beispiel, nicht alleine an den Pool, nicht alleine an den Strand und an der Schranke des Campingplatzes ist ebenfalls Ende des Aktionsgeländes. Und eben so weiter, je nach Situation.

Zudem sprechen wir immer wieder unsere Familienregeln an. Also die, bei denen man sich wie eine kaputte Schallplatte vorkommt: Nicht auf Straßen laufen, mit niemandem mitgehen, ohne uns Bescheid zu geben, nicht von Fremden ansprechen lassen, nichts annehmen, nicht …! Zudem hat er uns mitzuteilen, wo  und mit wem er sich wo aufhält. Meistens bewegt er sich aber freiwillig innerhalb unseres Wahrnehmungsradius. Funktioniert gut!

Maßnahmen der Vorbeugung:

Kommen wir zum theoretischen Was-Wäre-Wenn-Fall. Was können wir nun machen, wenn wir eines unserer Kinder tatsächlich in einer fremden Stadt oder einem ähnlichen Ort verlieren?

Bei unserer Kleinen können wir nur hoffen, dass jemand das Kind wahrnimmt, wenn es heulend in der Gegend herum steht und dann entsprechende Maßnahmen ergreift. Die Kleine kann sich schließlich noch nicht selber artikulieren. Sie wird vermutlich laut heulen und nach Mama und Papa schreien. Wir gehen in dem Fall von der Hilfsbereitschaft Dritter aus und hoffen auf das Gute im Menschen.

Wir haben aber ansonsten im Vorfeld folgende Strategien entwickelt, die wir in unterschiedlicher Weise bei unseren beiden Kindern anwenden:

  • Die Ansage an unseren Großen ist, genau da zu bleiben, wo er feststellt, dass wir nicht mehr da sind. Keinesfalls soll er unkontrolliert weiterlaufen. So können wir Ihn schneller wieder finden. In Gesprächen haben wir Ihm sehr intensiv eingebläut, das er keine Angst haben soll. Die Aussage ist: Wir finden dich! Mama und Papa suchen dich! Zudem soll er ruhig laut nach uns rufen. Das sensibilisiert zudem anwesende Personen und ermöglicht uns, unser Kind schneller zu finden. Denn wahrscheinlich sind wir nicht weit weg!
  • Ist er alleine unterwegs (bspw. Campingplatz) soll er einfach den Weg zurücklaufen, den er gerade gelaufen ist oder eben jemanden ansprechen. Bevorzugt jemanden, der ebenfalls Kinder (dabei) hat.
  • Sind wir auf dem Campingplatz, so soll er sich zudem unsere Stellplatznummer einprägen. Darüber hinaus kann man diese auch einfach auf den Arm schreiben. So kann das Kind im Zweifel zugeordnet werden.
  • Das machen wir ebenso an unübersichtlichen Orten, wir schreiben einfach die Handynummer auf den Arm. Im Ausland 0049 nicht vergessen. Geht alles schief, kann er die Nummer zeigen und wir werden hoffentlich angerufen. Schnelle Methode, mit denen wir sehr gut zurechtkommen. Das mit der Handynummer funktioniert auch schon bei kleineren Kindern und wir nutzen das auch bei unserer kleinen Tochter.
  • Gerade im Ausland haben wir unseren Sohn auch darauf sensibilisiert, dass er wahrscheinlich nicht verstanden wird. Wenn er Glück hat, dann sind deutschsprachige Touristen in der Nähe.

Zudem könnte man folgende Optionen andenken:

  • Eine Option, die Bekannte anwenden und die wir grundsätzlich auch nicht schlecht finden: Sie bügeln an / auf die Jacken der Kinder einen viereckigen Klettverschluss. Darauf kann je nach gewählter Jacke ein Button mit Adresse und Telefonnummer gepappt werden.
  • Eine weitere Option, beispielsweise wenn man irgendwo wild steht, ist eine Trillerpfeife. Wenn sich das Kind nicht sicher fühlt oder in der näheren Umgebung verläuft, kann es sich akustisch bemerkbar machen. Hier muss man aber vorher miteinander sprechen und die Regeln festlegen. Eben, das die Pfeife kein Spielzeug ist.
  • Wir sind zum Glück bis jetzt nicht paranoid aber es gibt zudem die Möglichkeit modernster Technik. So gibt es Kinderuhren mit eingebauten GPS Chip, GPS Tracker und auch Jacken mit GPS, die einen zum Kind führen. Teilweise sogar mit SOS-Funktion. Zum Lokalisieren benötigt man selber dann nur ein Android Handy oder ein iPhone. Ich bin aber ehrlich, für uns wäre das nichts. Ich käme mir da selber wie ein Überwachungsstaat vor. Nein danke!

Was wenn denn doch?

Passiert es dann doch, so gilt für uns als Eltern in einer solchen Situation natürlich, nicht in Panik zu geraten. Meist lässt sich die Situation schnell klären. Für uns würde folgendes gelten: Zunächst die Umgebung scannen, dann dorthin zurück, wo wir unser Kind das letzte Mal bewusst wahrgenommen haben. Taucht das Kind nicht wieder auf, so würden wir weitere Maßnahmen ergreifen. Zum einen systematisch die Umgebung abzusuchen. Sind wir zu zweit, bleibt am besten einer an der Stelle, wo wir unser Kind verloren haben.

In dem Fall ist es nach unserer Auffassung nach auch völlig in Ordnung laut nach seinem Kind zu brüllen. Das macht zudem Passanten auf die Situation aufmerksam und vielleicht hat einer von denen unser Kind irgendwo wahrgenommen. Man löst also eventuell einen hilfreichen Informationsfluss aus.

In einem Einkaufcentrum oder auf einem Campingplatz kann man das Kind ggf. ausrufen lassen. Zudem werden andere ggf. auf unser Kind aufmerksam und melden dies. Ansonsten empfinden wir es auch als völlig in Ordnung, die Polizei zu verständigen. Aber eben alles Situationsabhängig.

Der Schreck sitzt wahrscheinlich tief, aber man sollte sicherlich nicht mit seinem Kind schimpfen, wenn man es wieder hat. Da alle verstört sind, einfach gegenseitig in den Arm nehmen und froh sein, dass alles so glimpflich abgelaufen ist. Wenn sich alle beruhigt haben, ist vielleicht auch noch ein Gespräch sinnvoll, wo alle über die Sorgen und Nöte reden können. Sowohl unser Kind, wie auch wir als Eltern. Und ich habe hoffentlich auch einen kleinen Schnaps griffbereit.

So würden wir jedenfalls vorgehen, vielleicht hat von euch noch jemand sinnvolle Ideen und ergänzt diese nachstehend über das Kommentarfeld?

1 Kommentar

  1. Wir handhaben das auch so, wie du beschrieben hast. Bei unserer Tochter – mittlerweile 8 – klappte das auch immer sehr gut. Seit eineinhalb Jahren haben wir auch Funkgeräte dabei, was ihren Aktionsradius vergrößert, ihr mehr Sicherheit bietet und außerdem noch jede Menge Spaß macht – wenn es wieder heißt: „Friedolin an Kartoffelbrei … Essen. Jetzt.“ Dann heißt es nur noch: Kartoffelbrei an Friedolin … Verstanden. Komme.“ :-)

    Vor ganz andere Herausforderungen wird uns aber bestimmt unser Jüngster stellen. Der hat’s schon jetzt mit knapp über eins faustdick hinter den Ohren …

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