Manchmal öffnet man die Büchse der Pandora ohne es zu wollen oder läuft mit breitem Grinsen in ein Mienenfeld. Ich fange diesen Artikel jetzt zum dritten Mal an und das Resümee kenne ich noch nicht. Auch fällt mir noch keine passende Überschrift ein. Eher ungewöhnlich, denn meist habe ich ein Ziel doch irgendwie vor Augen. Im Übrigen der Grund, warum es gestern keinen Artikel gab, da ich einfach keine Ahnung hatte, was ich euch präsentieren sollte. Denn eigentlich sollte das hier ein völlig anderer Artikel werden.

Zurück an den Anfang:

Versprochen hatte ich euch im letzten Artikel, ein paar Fahrzeuge mit einer einigermaßen vernünftigen Ausstattung durchzurechnen und zu schauen, wo der geneigte Käufer bezüglich der „Masse im fahrbereiten Zustand“ schlussendlich landet. Also was euch an echter Zuladung noch bleibt. Zumindest auf dem Papier. Ich hatte mir das schon so schön zurechtgelegt. Je ein Fahrzeug nach Bauart: Eines mit Heck + Bugbett, eines mit Heckbett und GFK-Hochdach, eines mit Aufstelldach und ein Fahrzeug mit Doppelstockbetten. Das sollte eigentlich eine schnelle übersichtliche Sache werden und nicht zu einer tagesfüllenden Aufgabe.

Eigentlich sollte das jeder vor dem Kauf eines Kastenwagens einmal machen, inzwischen glaube ich allerdings, es macht keiner. Anders kann ich mir das Chaos in den Unterlagen der Hersteller schlichtweg nicht erklären. Ich habe jedenfalls die technischen Daten gewälzt, verglichen und gerechnet. Mir fällt es irgendwie schwer, die Daten zu interpretieren, denn gesicherte Ergebnisse sind es nicht. Zieht daher am Besten euer eigenes Resümee daraus. Ach so, den vorherigen Artikel setze ich mal voraus und werde einige Punkte nicht nochmal gesondert erläutern.

Wie aufschlussreich sind die Angaben der Hersteller:

Kurz formuliert, bei fast allen Herstellern sind die Angaben für jemanden ohne Ahnung überhaupt nicht aufschlussreich. Es fällt insgesamt schwer überhaupt etwas sinnvolles zu berechnen und ich garantiere nicht dafür, dass ich da nicht irgendwo völlig falsche Annahmen getroffen habe. Nennen wir es daher einmal eine annähernde Berechnung, aus der ich versuche ein Resümee zu ziehen.

clever-und-dreamer-keine-angaben

Es gibt Hersteller, bei denen es unmöglich ist im Vorfeld zu erkennen, was das Fahrzeug + Sonderausstattung nach Kauf voraussichtlich wiegen wird. Entweder werden vom Hersteller nur Teile der Zusatzausstattung mit Gewicht angegeben oder einfach schlichtweg gar nicht. Gar keine Angaben machen zum Beispiel Clever Van und Dreamer. Hier erhält man nur eine Angabe der „Masse im fahrbereiten Zustand“ bei Grundausstattung. Ungenügend auch die Angaben beim Hersteller Pilote, hier ist in den Unterlagen, die der Kunde in die Hand gedrückt bekommt, noch nicht einmal die „Masse im fahrbereiten Zustand“ angegeben. Nur die Zuladung, ohne Erklärung wie diese eigentlich zustande kommt. Wobei falsch, schaut man ins Impressum (Schriftgröße 0,6 mm), so findet man eine Erklärung. Der Kunde geht hier dennoch schlichtweg von falschen Voraussetzungen aus, aber vielleicht ist das einfaches Marketing. Berechnen kann man sich das bei Pilote nur bedingt, denn auch hier fehlen wieder einige Gewichtsangaben beim Zubehör.

pilote-fehlende-angaben

Weitere Unzulänglichkeiten in den Listen und technischen Unterlagen: Knaus, Weinsberg und auch Van Tourer vergessen komplett, den Kunden darauf hinzuweisen das ein 35h (also ein Ducato Maxi) gegenüber einem 35l mal eben 40kg mehr wiegt. Genauso wiegen alle Motorenvarianten bei diesen Herstellern identisch. Also das 2,0l genauso viel wie das 2,3l Dieselaggregat. Also entweder hat man sich dort gedacht, das ist beides einfach mit der 5% Toleranz (siehe hier unter Abweichung) abgedeckt oder man hat sich schlichtweg gar nichts gedacht.

knaus-fehlende-angaben

Fehlende Angaben auch bei Hymercar und Pössl. Bei einigen wenigen Zubehörteilen werden einfach keine Gewichtsangaben gemacht. Für die Tabelle konnte ich allerdings nahezu alle wichtigen Werte in der Liste finden. Einzig und alleine bei Malibu konnte ich alle Werte den Unterlagen entnehmen. Ob diese wirklich stimmen, wage ich nicht zu beurteilen. Im Zweifel für den Hersteller.

An der Stelle hatte ich dann keine Lust mehr, mich weiter durch das Chaos der Unterlagen zu wühlen. Die Erkenntnis, dass ich eventuell zu gar keiner Erkenntnis gelangen werde, nahm Formen an. Ich habe daher dann davon abgesehen, mich noch durch die Kataloge von Adria, Roller, Karmann und Westfalia zu quälen. Ich habe nur kurz reingeschaut und es nicht vertieft, zumindest waren Werte vorhanden. Die Aussagekraft habe ich nicht mehr überprüft. Daher an dieser Stelle keine Wertung.

So hatte ich bis hierher jedenfalls eine Tabelle mit sechs Fahrzeugen zusammen gestellt. Mehr oder minder vergleichbar und mehr habe ich dann weiter gerechnet. Ich habe hier zur Berechnung der „Masse in fahrbereiten Zustand“ einfach einmal eine Ausstattung gewählt, wie wir diese als Familie wahrscheinlich bestellen würden. Also grundsätzliches Zubehör, das eigentlich jeder bestellt. Zusätzlich habe ich ein Automatikgetriebe, Dieselheizung mit zweiter Wohnraumbatterie und die Einzelsitzbank mit in die Zubehörliste aufgenommen. Das nachstehende Ergebnis entspricht den Angaben der Hersteller, ohne meine Korrekturen (vollständig ganz unten als pdf):

vergleich-kastenwagen-masse-in-fahrbereiten-zustand-ohne-korrektur

Der geneigte Kunde wird an dieser Stelle nun glauben (wenn er so doof wie ich ist und sich die Arbeit tatsächlich macht) das er in allen Fahrzeugen eine mehr oder minder gute Zuladung erhält. Erkenntlich ist bereits an dieser Stelle, dass das Aufstelldach die schlechteste Option für vier Personen ist. Das Aufstelldach reduziert die Zuladung mit 100-120kg erheblich. Nur nochmal zur Erinnerung, das Fahrzeug ist nicht beladen und es ist nur ein Fahrer mit 75 kg Gewicht in der Masse berücksichtigt.

Wir erinnern uns nun auch noch an ein kleines Detail, das ich oben schon genannt habe. Einige Hersteller haben vergessen, einige Werte anzugeben. Die vorstehende Tabelle ist also nicht wirklich aussagekräftig. Ich musste also ein wenig korrigieren, um die Hersteller überhaupt vergleichen zu können.

Angaben zu den Basisfahrzeugen und Ausbau:

Nun, eigentlich verkaufen alle Hersteller Fahrzeuge auf Basis von Fiat Ducato. Man sollte also annehmen, dass die Werte in etwa identisch sind. Sind diese aber nicht. So zum Beispiel beim Automatikgetriebe. Die zusätzlichen Gewichtanageben liegen zwischen 0 und 25 Kilogramm. Im Schnitt sind es aber ungefähr 17 kg. Weiteres Beispiel: Bei den einen wiegt eine Metalliclackierung 0 kg, bei anderen 3 kg. Ein 120 Liter Tank zwischen 2 kg und 28 Kg (wobei ich hier vermute, dass das was mit den 90% Fahrbefüllung zu tun hat, die einige Hersteller beim größeren Tank berücksichtigt haben, andere nicht). Die Einzelsitzbank hat ebenfalls abweichende Gewichtsangaben von 12 – 60kg.

Ihr merkt also, ich kam mit meiner tollen Tabelle irgendwie nicht auf einen vernünftigen Nenner. Begonnen hatte ich noch voller Elan und bei Van Tourer sogar die Pakete auseinander gepflückt um es vergleichbar zu machen. Um hier nun doch irgendwie noch ein vergleichbares Ergebnis zu bekommen, habe ich dann die offensichtlichen Versäumnisse behoben und die fehlenden Kilogramm hinzu addiert. Bei einigen der Herstellern also die fehlende Masse für das Maxi Chassi, zusätzliches Kraftstoffgewicht und Mehrgewicht Motor. Damit änderte sich die Masse natürlich entsprechend. Das nachstehende Ergebnis entspricht den Angaben der Hersteller, mit meinen Korrekturen. Ich mag falsch liegen, doch würde ich den nachstehenden Vergleich als realistischer ansehen als den in der obigen Tabelle (vollständig ganz unten als pdf):

vergleich-kastenwagen-masse-in-fahrbereiten-zustand-mit-korrektur

Fazit Zuladung bei vier Personen je nach Fahrzeugtyp:

Das einzige Resümee, das ich an dieser Stelle ziehen möchte ist folgendes: Wenn man mit vier Personen im Van reisen möchte, so ist die beste Option wohl ein Fahrzeug mit Doppelstockbett. Hier erhält man wahrscheinlich die höchste Zuladung, aber auch den geringsten Stauraum. Etwa 100 kg mehr sind schon eine Größe.  Das ist viel Bier / Wein oder sonst was.

Vielleicht rechne ich die Tage noch ein weiteres Fahrzeug mit Doppelstockbett durch, um diese Aussage zu untermauern. Im Moment habe ich da keine Ambition mehr zu. Ansonsten ist das Ganze im Vorfeld wohl nur eine grobe Tendenz für den Käufer. Irgendwie hat das Ganze ein wenig was von Glaskugel lesen. Schlauer wird man erst mit Lieferung des Fahrzeuges sein, wenn man mit diesem einmal auf eine Waage fahren kann. Eigentlich schade, denn ich finde, der Käufer sollte im Vorfeld wissen, was er geliefert bekommt.

Wir merken zudem nochmal an, die Zuladungswerte gelten ohne vollen Wassertank (Fahrbetrieb 20l), mit nur 90% Dieseltank, nur einem Fahrer mit 75 kg Eigengewicht. Außerdem ist noch keine Markise am Fahrzeug montiert und auch ein Fahrradträger oder Anhängerkupplung sind noch nicht berücksichtigt. Ein Kastenwagen mit vier Personen bedeutet also zwingend, das man sehr diszipliniert das Fahrzeug packt und unnötigen Ballast zuhause lässt.

Gekürzter Artikel:

Ich breche den Artikel an dieser Stelle ab. Eigentlich wollte ich noch auf die Zuladung weiter eingehen und einmal beleuchten, wie schnell man einen Kastenwagen an die rechtlich zulässige Grenze des zulässigen Gesamtgewichts bringt und wie man einige Kilogramm sparen kann. Daher auch die Wahl des optionalen Zubehörs Dieselheizung sowie der zweiten Wohnraumbatterie. Das ist aber nach diesem langen Artikel nun eher Stoff für einen weiteren Artikel. Zudem schreibe ich aktuell parallel auch noch an unserem letzten Reisebericht sowie einigen Berichten zu familienfreundlichen Fahrzeugen.

Aufruf:

Vielleicht hat der eine oder andere von euch sein Fahrzeug bereits gewogen und mag nachstehend in den Kommentaren einmal seinen Wert für die „Masse im fahrbereiten Zustand“ inkl. Zubehör posten. Wäre interessant.

PDF: Vergleich-Masse-im-fahrbereiten-Zustand

2 Kommentare

  1. Danke erstmal für die vielen interessanten Beiträge.
    Viele Deiner Fragestellungen dürften Kawa-Interessierten eine große Hilfe sein.

    Leider habe ich (wir) noch keinen Kawa, sonst würde ich hier mit Erfahrungswerten beitragen. Was die Gewichtsangaben der Hersteller betrifft, bin ich ganz bei Dir, dass konkretere und verlässlichere Aussagen seitens der Hersteller eingefordert werden müssten.

    Unser momentaner Favorit mit Aufstelldach scheint bezüglich Zuladung leider keine so gute Idee mehr zu sein. Schade, wir waren nahe dran…

  2. Danke auch von mir für die detaillierte Ausarbeitung und Deine erfrischenden/ernüchternden Kommentare.

    Auch ich habe noch keinen Kawa. Wir sehen uns aber dafür um und lassen uns etwas Zeit. Die 3’500 kg sind für uns auch gegeben. Allerdings sehen wir es im Moment eher als 2 Personen-Fahrzeug mit allenfalls unserem Enkel und Hund als Begleiter (auch die wiegen etwas :-)). Hier die richtige Kombination zu finden ist wirklich nicht einfach. Dann kommen noch die persönlichen Präferenzen dazu. Wir sehen eher eine Lösung mit Längsbetten (man wird ja nicht jünger) und einem Notbett vorne in der Dinette. Ich bin mal gespannt was wir an den nächsten Messen sehen werden. Deine Artikel haben uns wieder neue Impulse gegeben.

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