Ihr spielt mit dem Gedanken euch einen Campingbus bzw. Kastenwagen als Reisemobil zulegen? Dann wollt Ihr wahrscheinlich genau wie wir quadratisch, praktisch, übersichtlich unterwegs sein. Für die Kaufentscheidung spielen die Abmessungen der Fahrzeuge häufig nur eine untergeordnete Rolle. Die Vor- und Nachteile von Länge, Breite, Höhe sollte aber jeder Kaufinteressent im Vorfeld kennen. Kaufentscheidend sind in der Regel dennoch der persönliche Geschmack (wie gefällt der Ausbau), die Markenverbundenheit und  der Nutzungsaspekt. Wir konzentrieren uns auf dieser Seite insbesondere auf die Familienfreundlichkeit, doch die nachfolgenden Punkte sind bei Kastenwagen und Campingbussen allgemeingültig. Für größere Wohnmobile (Alkoven, Teilintegrierte, …) gelten viele der nachstehenden Überlegungen selbstverständlich nicht mehr:

Länge:

Campingbusse / Kastenwagen gibt es von 4,80 – 6,36 Meter Länge.  Die kürzesten Varianten sind natürlich die klassischen Freizeitmobile ohne Nasszelle mit etwa 4,8 – 5 Metern: Ford Nugget, Mercedes Benz Marco Polo und Volkswagen California. Bereits ab 4.96 m Meter gibt es auch Fahrzeuge auf Fiat Ducato Basis mit Nasszelle. Letzteres allerdings nur für zwei Personen und somit nicht familientauglich. Familientaugliche Fahrzeuge beginnen bei etwa 5,50 Meter Länge und die meisten Ausbauten liegen knapp unter der 6m Grenze oder mit 6,36m geringfügig darüber.

Die 6m Grenze ist ein entscheidender Punkt, über den interessierte Wohnmobilkäufer sehr genau nachdenken sollten. So haben Kastenwagen mit 6,36m durchaus Vorteile (zusätzlicher Stauraum, 2m Längsbetten, etc.), bescheren dem geneigten Kastenwagenkäufer aber auch konkrete Nachteile:

  1. Fahrzeuge mit mehr als 6 Meter Länge passen nur noch schwerlich auf normale PKW Parkplätze. Fahrzeuge bis zur 6 Meter Grenze lassen sich dagegen noch recht gut auf den meisten gängige PKW Parkplätze abstellen.
  2. Diverse Campingplätze haben die Gebühren für Reisemobile gestaffelt. So kosten Fahrzeuge ab 6m Länge mehr. Wenn auch überschaubare 10-20% pro Nacht, was meist etwa 1-5 Euro entspricht.
  3. Fähren werden deutlich teurer. Wer viele Fähren nutzt oder nutzen möchte, muss sich ab 6 Meter Länge auf 30-100% höhere Kosten einstellen. Auf einigen Routen liegen diese sogar noch höher.
  4. In einigen Ländern wird Maut nach Fahrzeuglänge festgelegt, bspw. an einigen Brücken / Tunneln in Skandinavien. Auch hier ist die Gebühr über 6m Länge deutlich höher. In der Regel wird Maut allerdings nach Fahrzeughöhe oder Fahrzeugbreite bemessen.

Breite:

Auch die Fahrzeugbreite ist nicht zu unterschätzen, wenn auch bei klassischen Kastenwagen nahezu vernachlässigbar. Die durchschnittlichen Kastenwagen haben ohne Spiegel etwa eine Fahrzeugbreite von 1,94m (bspw. Sprinter) bis 2,05m (bspw. Ducato). So passt man noch auf nahezu jeden PKW Parkplatz. In engen Autobahnbaustellen sollte man allerdings schon die rechte Spur verwenden.

Ansonsten ist man mit der Breite des durchschnittlichen Kastenwagens auch auf engen Straßen noch sehr gut und problemlos unterwegs. Selbst in den südlichen Ländern oder engen Bergstraßen. Mit einem Kastenwagen sind wir bereits Strecken gefahren, die mit breiteren Wohnmobilen sehr problematisch geworden wären.

Höhe:

Die Fahrzeughöhe ist dagegen wieder ein nicht zu  unterschätzender Kostentreiber. Es will bedacht sein, ob man sich ein kompaktes Serienfahrzeug (bei Ducato H2 oder H3) anschafft, oder aber ein Fahrzeug mit nachträglich montierten GFK-Hochdach, womit das Fahrzeug in der Regel bei über 3 Meter Fahrzeughöhe liegt. Die zusätzliche Höhe bringt Familien in vielen Fahrzeugen tatsächlich einen deutlichen Mehrwert, aber auch konkrete Nachteile:

  1. Mautkosten steigen in einigen Ländern ab einer Fahrzeughöhe von 3m deutlich an. So steigen die Mautkosten bspw. in Frankreich bei Fahrzeugen über 3m um 50-70%. Abhängig vom jeweiligen Betreiber und Streckenabschnitt. Eine Übersicht findet ihr bspw. hier: Maut in Frankreich. Kastenwagen / Campingbusse liegen normalerweise in Kategorie 2, Fahrzeuge mit über 3m Fahrzeughöhe in Kategorie 3.
  2. Die Fahrzeughöhe schränkt im Alltag durchaus ein. Aus eigener Erfahrung: So muss auf PKW Parkplätzen immer wieder Mal auf niedrige Bäume geachtet werden, unter die man mit einem Serienfahrzeug (H2 bzw. H3) durchaus noch drunter gepasst hätte.
  3. Ebenso kann man in südlichen Ländern häufig nicht mehr auf Supermarktparkplätze fahren. Wir haben in unserem letzten Frankreich / Spanien Urlaub mehrfach eine 2,80 oder 3m Beschränkung an den Supermarktparkplätzen vorgefunden, die zudem auch mit einer Schranke durchgesetzt wurde. Man muss sich mit höheren Wohnmobilen also einen Parkplatz in der Nähe suchen.
  4. Darüber hinaus sind wir in insbesondere in südlichen Ländern schon mehrfach auf Eisenbahnbrücken, Tunneln oder Durchfahrten mit einer max. Durchfahrtshöhe von 3m gestoßen. Hier ist mit einem GFK-Hochdach kein Durchkommen mehr, man muss sich eine alternative Route suchen. Ebenso sind einen diverse touristische Attraktionen versperrt. So haben diverse Bergstraßen Höhenbeschränkungen von bspw. 3 Metern oder es gibt eine Begrenzungen der Fahrzeuglänge aufgrund des Wendekreises.
  5. Grundsätzliche ist jeder Kastenwagen deutlich windanfälliger als ein PKW. Allerdings steigt die Windanfälligkeit mit der Fahrzeughöhe an, da sich die Angriffsfläche des Fahrzeuges vergrößert. Bein Wind muss man allerdings sowieso angepasst fahren, so das dies ein fast vernachlässigbarer Punkt ist.

Fazit:

Wer tatsächlich im Kastenwagen quadratisch, praktisch, übersichtlich unterwegs sein will, der sollte die genannten Punkte vor dem Fahrzeugkauf kennen und eine Entscheidung ganz bewusst mit der Kenntnis aller Vor- und Nachteile treffen. Betrachtet man ausschließlich die Folgekosten nach Anschaffung, dann sollte das gewählte Fahrzeug unter 6 Meter Fahrzeuglänge und unter 3 Meter Fahrzeughöhe liegen. Wem dies egal ist, der liegt auch mit längeren oder höheren Fahrzeugen goldrichtig und erhält durchaus auch einen Mehrwert.

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