Gestern auf dem Caravan Salon war eines meiner ersten Ziele der Messestand von Volkswagen Nutzfahrzeuge, denn dort konnte man die Studie zum California XXL zum ersten Mal in live bestaunen. Auf Basis des neuen VW Crafters präsentierte Volkswagen den California XXL. Einen Kastenwagen mit Komfort für vier Personen, also perfekt für Familien geeignet. Aktuell noch eine reine Studie und ob und wann das Fahrzeug in Serie geht, das ist völlig offen. Innovativ ist das Fahrzeug mit Sicherheit und es hat viele Gimmicks (bspw. Beamer), die es aber sicherlich nie in die Serie schaffen werden.
VW CALIFORNIA XXL VON AUSSEN
Der neue California XXL verfügt über ein Superhochdach und wartet mit einem eigentümlichen Designmerkmal auf: Wo bspw. Westfalia dem neuen Sven Hedin (ebenfalls auf Basis des Crafter) ein Mini-Pop-Out oder Mini-Slide-Out verpasst hat, um ein Querbett zu realisieren, hat Volkswagen seiner Studie einen Hecküberhang von 24cm spendiert. Dieser Überhang ist nicht nur ein Designelement, das man lieben oder hassen kann, sondern beherbergt auch einen Teil des hinteren Bettes. So erhält der Kunde beim California XXL Längsbetten. Betrachtet man den Überhang von außen, so finden sich hinter einer Klappe an der hinteren linken Seite (Fahrerseite) die Stutzen für die Versorgung mit Wasser und Strom.
Unter dem Überhang versteckt sich zudem der Stauraum des California XXL. Die Studie von Volkswagen soll sich im Bereich von 3,5t zulässigem Gesamtgewicht bewegen, basiert auf dem mittleren Radstand von 3,64 Meter und weißt eine Länge von 6 Metern auf, den Überhang (mit dann 6,24 Meter) dabei nicht mit eingerechnet.
Nur von innen sieht man zudem, dass der California XXL über große Panorama Fenster im Dach verfügt, die man von außen nicht so deutlich wahrnimmt. Wo durch den Überhang im hinteren Bereich der Wiederekennungswert des Fahrzeugs überragend ist, so erhält der Crafter im vorderen Bereich mit der Panorama-Glasscheibe im Hochdach ein ebenso prägnantes Merkmal. Mit dem California kann man sich somit der ungeteilten Aufmerksamkeit auf dem Campingplatz sicher sein.
INNENRAUM DES CALIFORNIA XXL
Beim ganzen Fahrzeug erschleicht sich mir so ein wenig der Eindruck, dass das Interieur der Studie zusammen mit Designern von Apple erstellt wurde. Der ganze Innenraum erstrahlt im Apple Weiß, Grautönen sowie Edelstahl und selbst die Formgebung erinnert stark an Apple Produkte. Vermutlich ist das so gewollt, denn der California XXL zielt wohl auf eine etwas besser betuchte Kundschaft ab, der neben Prestige auch Design wichtig ist. Der Boden erinnert dagegen an ein Bootsdeck und die Polsterstoffe sind mit grauem und gelbem Muster (kleine Dreiecke) sehr gut darauf abgestimmt.
Durch das Superhochdach erhält man im California XXL ein großzügiges Raumgefühl, das durch die Panoramafenster noch ergänzt wird. Ich schätze die Raumhöhe auf etwa 2,20 Meter.
Der Wohn- und Essbereich ist ganz klassisch mit einer Zweisitzbank für die Fondpassagiere und drehbaren Vordersitzen ausgestattet. Ein Tisch wird entsprechend eingehängt und seitlich der Aufhängung befinden sich noch einige praktische Ablagen. Wo der Tisch während der Fahrt verstaut wird, hat sich mir nicht erschlossen und ich habe vergessen nachzufragen.
TECHNIK IM CALIFORNIA XXL
Der California XXL verfügt über eine praktische Fußbodenheizung und zumindest das Heckbett lässt sich im Sommer kühlen und im Winter beheizen. Steckdosen sind ebenfalls genügend vorhanden, auch USB und diese sind auffällig in der gelben Farbe der Muster der Sitzbezüge gestaltet.
Der VW Crafter wurde von den Konstrukteuren zudem mit einem Bus System ausgestattet. Auf einem Apple iPad lassen sich sämtliche wichtigen Informationen abrufen und es fungiert als Kontrollpaneel für das Fahrzeug. Hier lassen sich bspw. die Füllstände von Wasser, Abwasser und Gastank abrufen. Ebenso lässt sich über das Tablet auch die Fußbodenheizung regulieren oder man wählt aus, welche Musik bzw. Filme man abspielen möchte. Selbstredend, das sich Lichter dimmen lassen und man mit Lichtszenen Ambiente schaffen kann.
Bezüglich des Docks wurde die Nähe zu den Appleprodukten erneut sehr sichtbar, dann das Dock in der Wand zur Nasszelle machte den Eindruck, dass dieses aktuell ausschließlich mit einem 12,9“ iPad kompatible ist.
Ein Gimmick ist sicherlich auch die über der Sitzgruppe fest montierte Kaffeemaschine und der Beamer im Heckbereich. Dieser ist unterhalb des Daches eingelassen und nur durch eine kleine Aussparung erkennbar. Der Beamer wirft sein Bild auf die bettzugewandte Seite der Nasszelle.
SCHLAFZIMMER EINS
Im hinteren Bereich und im Überhang befindet sich der Schlafbereich für die Eltern. Hier ist ein Längsbett mit zwei Schlafstätten eingebaut welches eine große Liegefläche von 200x170cm bietet. Teile dieser Schlaffläche lassen sich über Tag wegklappen, so dass bspw. im Küchenbereich deutlich mehr Bewegungsfreiheit herrscht.
Rund herum um das Heckbett bis in den Küchenbereich hinein befinden sich Oberschränke, die man auf den ersten Blick fast nicht wahrnimmt. Diese umlaufenden Oberschränke öffnen sich wie die Klappen im Flugzeug nach unten und werden durch Stahlseile gehalten. Der Stauraum erscheint insgesamt für vier Personen allerdings etwas knapp.
DAS KINDERZIMMER
Wie schon eingangs erwähnt, handelt es sich um ein Fahrzeug für vier Personen. So befindet sich über der Sitzgruppe ein weiteres Bett mit einem Liegemaß von 170x120cm, welches ausgezogen werden muss. Aus diesem Grunde bezeichne ich diesen Liegebereich auch als Kinderzimmer, denn für ausgewachsene Erwachsene ist das Bett etwas kurz geraten. Die Konstruktion selber erinnert ein wenig an die des Hochbettes im früheren James Cook. Das Gimmick für die Sprösslinge ist hier sicherlich das aufstellbare Panoramafenster, durch das man den Sternenhimmel betrachten kann. Zudem gibt es im vorderen und seitlichen Bereich genügen Ablageflächen für allerlei Krimskrams.
DER KÜCHENBEREICH
Tagsüber lässt sich durch ein Brett die Arbeitsfläche der Küche über das Heckbett erweitern. Um den Platz nutzen zu können, müssen wie zuvor erwähnt Teile des Heckbettes weggeklappt werden.
Der California XXL verfügt über zwei Kühlschränke. Der erste Kühlschrank befindet sich im Einstiegsbereich und lässt sich in diesen heraus ziehen.
An diesen ausziehbaren Kühlschrank kann man auch sehr gut von außen heran kommen. Der zweite Kühlschrank befindet sich im Oberschrank über Brenner und Spüle und verfügt zudem über ein Gefrierfach. Der Brenner ist ein weiteres Highlight. Die Brenner der Kochstelle lassen sich auf Knopfdruck einfahren und erweitern den Arbeitsbereich.
DAS BADEZIMMER
Das Badezimmer ist quadratisch praktisch gut und lässt sich durch eine clevere Technik auf ein Mindestmaß verkleinern. Sehr süß fand ich das kleine Herz, das auf die Nasszelle hinweist, denn offensichtlich ist das Bad nicht. Auf den ersten Blick könnte man auch annehmen, dass Volkswagen beim California XXL gänzlich drauf verzichtet hat.
Die Nasszelle hat eine Slide-out Funktion und wird – ähnlich einem Apothekerschrank in der heimischen Küche – herausgezogen. Dann muss noch eine Klappe umgeklappt werden und die Nasszelle ist nutzbar. Zu betreten ist die Nasszelle von der Seite der Sitzgruppe aus und zu verschließen durch eine Schiebetüre, die in der Wandkonstruktion eingelassen ist. Durch die Slide-Out-Konstuktion vergrößert sich der Nasszellenbereich auf eine Grundfläche von etwa 120×60 cm.
Der Boden im Bad ähnelt dem Schiffsboden im Wohnraum, allerdings farblich abgesetzt. Die Toilette ist im Bad fest installiert, das Waschbecken wie in vielen modernen Kastenwagen klappbar. Ablageflächen und Stauraum für Toilettenartikel ist genügend vorhanden. Das Wasser kommt aus einem Regenschauer-Duschkopf.
DER PREIS
Über den Preis wollte sich niemand äußern. Nicht einmal über eine Größenordnung wollte jemand auf dem Stand mit mir spekulieren und glaubt mir, ich habe es versucht. Sollte der California XXL auf Crafter Basis tatsächlich zur Marktreife geführt werden, so wird sich das Fahrzeug sicherlich im 100.000 Euro Bereich bewegen.
KOMMT DER VW CALIFORNIA XXL?
Ich glaube tatsächlich daran, dass das Fahrzeug kommt, denn der VW California XXL wirkte an vielen Stellen schon sehr schlüssig und weit über einen Studie hinaus optimiert. Allerdings wird das sicherlich noch ein bis zwei Jahre dauern. Zudem überlässt Volkswagen im Moment anderen einen Markt, den man auch selber bedienen könnte. Der Überhang ließ das Fahrzeug allerdings noch nicht so ganz aus einem Guss wirken, aber hier könnte Volkswagen tatsächlich noch optimieren und bspw. den Weg von Westfalia einschlagen, das Fahrzeug mit Querbetten ausstatten und einen Mini-Slide-Out verpassen. Alternativ könnte man auch den längeren Radstand wählen, auch dann wäre der Überhang vermeidbar. Eine Möglichkeit für mehr Liegefläche im vorderen Hochbett wäre eine dezente Nase, ähnlich wie es der James Cook anudazumal hatte. Also etwas mehr, als die jetzige Studie aufweist. Vielleicht dann auch als Nase mit einem ovalen Glas-Panorama-Fenster nach vorne raus? Grundsätzlich auch jetzt schon ein toller Kastenwagen, aber einer an dessen Anblick sich die Geister sicherlich scheiden werden, denn der Überhang ist sicherlich nicht jedermanns Sache!
WAS MIR AKTUELL NICHT GEFÄLLT
Zunächst begeistert Ambiente und Fahrzeug sehr und eine Studie soll grundsätzlich auch polarisieren. Die Ingenieure und Designer haben hier gezeigt, was möglich und was machbar ist. Was später bei Markteinführung übrig bleibt, das sei mal dahingestellt. Für Familien ist es dennoch kein optimales Fahrzeug und bei Nutzung mit vier Personen in einigen Punkten schlichtweg unpraktisch. Auch wenn das Fahrzeug für vier Personen entworfen wurde, ist es wohl doch eher ein Fahrzeug für Hippster Pärchen oder Großeltern, die eventuell mal mit den Enkeln unterwegs sind aber eben nicht regelmäßig. Aus meiner Sicht leider nicht für einen dauerhaften Familienurlaub geeignet. Versteht mich nicht falsch, das Fahrzeug begeistert mich noch immer, ich sehe aber als Vater mit zwei kleinen Kindern durchaus auch die unpraktischen Aspekte des California XXL und würde zu einem praktischeren Grundriss greifen:
- Mit Kindern erscheinen mir Fahrzeuge praktischer, bei denen nicht jeden Morgen/Abend ein großes Umbauen stattfinden muss und Spannbetttücher und Bettwäsche auf den Betten verbleiben können. Das geht beim California XXL leider bei beiden Betten nicht.
- Die hellen Farben wirken sehr freundliche, sind aber nicht sonderlich praktisch bei kleinen Kindern.
- Zunächst erscheint die Nasszelle als unglaublich clevere Lösung und grundsätzlich ist das auch so. Zusammen geschoben erhält man in dem schon recht schmalen Crafter deutlich mehr Platz. Möchte einer der Reisenden die Nasszelle aber nutzen, so muss diese jedoch immer erst aufgeklappt werden. Insgesamt erscheint das auf Dauer sehr mühselig und unpraktisch. Gerade bei schlechtem Wetter, wenn tatsächlich alle vier Reisenden mal ein paar Stunden im Fahrzeug verbringen, wird man die Mechanik auf Dauer sicherlich ebenfalls als verhältnismäßig unpraktisch empfinden. Ebenso dürfte die Mechanik in der Nacht auch nicht sonderlich begeistern, wenn man denn mal ein Bedürfnis verspürt.
- Um den Stauraum zu erreichen, muss man sich jedes Mal in der Hocke unter den Überhang begeben. Ich empfinde den 24cm Überhang dabei schon als ziemlich störend.
- So begeistert ich auch zunächst von dem Beamer war, so ernüchternd ist dieser bei näherer Betrachtung: Zum einen kann man diesen nur nutzen, wenn man sich auf den hinteren Betten räkelt und zum anderen dürfte es bei Sonneneinstrahlung problematisch werden. Darüber hinaus glaube ich sowieso nicht, dass der Beamer es in die Serienproduktion schaffen würde. Im vorderen Bereich dient das Tablet sicherlich auch als Fernseher.
So schön wie eine Studie ist, es wird so nicht kommen, der Buckel hinten verschwindet, und es kommen dafür zwei aufgesetzte Ohren. Das Längsbett verschwindet und man schläft quer.
Ja, dass das Fahrzeug so nicht kommt, da war ich mir ja auch schon sehr sicher. Wir haben hier in Spanien glaube ich auf der Autobahn dreimal einen Convoy mit zwei Testfahrzeugen gesehen. Ein silberen und ein weißer Crafter, dazu noch ein Begleitfahrzeug. Just letzte Woche. Fuhren die gleiche Tour in Richtung Süden.